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Fakultät für Mathematik und Informatik

Humboldt-Professur für die Informatik

01.07.2021

Die Universität Würzburg war erneut im Wettbewerb um eine Alexander von Humboldt-Professur erfolgreich. Der Informatiker Radu Timofte soll die Uni als Experte auf dem Gebiet der Computer Vision verstärken.

Die Auflösung von Bildern vergrößern und damit auch die Wahrnehmung von Informationen verbessern: Das ist eines der Themen, an denen Radu Timofte forscht.
Die Auflösung von Bildern vergrößern und damit auch die Wahrnehmung von Informationen verbessern: Das ist eines der Themen, an denen Radu Timofte forscht. (Bild: Carlos Eduardo Porto de Oliveira)

„Computer Vision“: Auf diesem Gebiet ist Radu Timofte Experte – ein Gebiet mit hohem Alltagsbezug. Denn egal, ob in Smartphones, Verkehrsdetektoren oder medizinischen Aufnahmen: Bilder in hoher Qualität sind in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens selbstverständlich geworden, in manchen Situationen auch lebenswichtig.

Timoftes Arbeiten haben die Forschung im Bereich der Image Super-Resolution (SR) nachhaltig beeinflusst. Mit SR-Techniken kann man die Auflösung von Bildern vergrößern und damit auch die Wahrnehmung von Informationen verbessern. Mit dem Einsatz ausgefeilter Bildgebungsmodelle und der Kombination mit modernen Machine-Learning-Verfahren hat Timofte wiederholt hervorragende Beiträge auf dem Gebiet der Computer Vision geleistet.

Derzeit forscht Timofte an der ETH Zürich, wo er Gruppenleiter in der „Computer Vision Group“ ist. Das könnte sich demnächst ändern, nachdem die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) jetzt mit seiner Nominierung als Humboldt-Professor erfolgreich war. Nimmt Timofte die Professur an – aktuell laufen dafür die Verhandlungen –, könnte er möglicherweise schon vom Wintersemester 2021/22 an das Institut für Informatik der JMU verstärken.

Mit fünf Millionen Euro ausgestattet

Führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die bislang im Ausland tätig waren, nach Deutschland holen: Das ist das Ziel der Humboldt-Professuren. Die Auszeichnung wird von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. In Fachbereichen wie der Informatik ist eine Humboldt-Professur mit fünf Millionen Euro ausgestattet.

Deutsche Hochschulen sollen auf diese Weise die Möglichkeit erhalten, Spitzenkräften international konkurrenzfähige Rahmenbedingungen zu bieten und ihr eigenes Profil im weltweiten Wettbewerb weiter zu schärfen. Das Modell sieht vor, dass die Professur über die ersten fünf Jahre hinweg vom Bund finanziert und anschließend von der berufenden Universität übernommen wird.

Intelligente Kameras und Ampeln

Timoftes Forschungsergebnisse sind die Grundlage zahlreicher Anwendungen und mündeten bereits in etliche Industrieprojekte und Start-ups. Die Bildverbesserung und -verarbeitung von Smartphones, das Design intelligenter Kameras, die 3D-Kartierung von Straßenschildern, Methoden zur Schätzung biometrischer Daten oder Fußgänger-Detektoren in intelligenten Ampeln sind nur einige Beispiele, die von seinen Berechnungen profitieren.

In Würzburg soll Radu Timofte mit seiner Arbeit zur Bildverbesserung zukünftig verschiedene Forschungsbereiche verknüpfen. Würzburg ist bereits Knotenpunkt für Data Science im KI-Netzwerk in Bayern. An der Universität wurde dafür das Center for Artificial Intelligence and Data Science (CAIDAS) gegründet, das noch weiter vergrößert wird.

Die Humboldt-Professur von Radu Timofte, der den Lehrstuhl für Computer Vision übernehmen soll, wird eine wichtige Stütze dieses Zentrums werden und die JMU in Verbindung mit den dort bereits zusammengebrachten Spitzenforscherinnen und -forschern als weltweit sichtbarer Forschungsstandort für KI in Data Sciences profilieren.

Interdisziplinäres Forschungszentrum geplant

Ziel ist es, die Forschung zu Methoden der Data Science mit Anwendungsfeldern in der Wissenschaft zu verknüpfen und ein Know-how-Katalysator für Wissenschaft und Gesellschaft zu werden. In einem neu zu gründenden Interdisciplinary Super-Resolution Research Center (ISRC) sollen Biologie und Bildverarbeitung vernetzt werden.

Eine der treibenden Kräfte an der JMU hinter der Nominierung von Radu Timofte als Humboldt-Professor war – neben der Universitätsleitung – Professor Andreas Hotho, Inhaber des Lehrstuhls für Informatik X (Data Science), in seiner Funktion als Sprecher von CAIDAS. „Wir freuen uns sehr über die erfolgreiche Nominierung von Dr. Timofte“, begrüßt Hotho die Entscheidung der Stiftung. „Dr. Timofte ist ein anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Computer Vision und Image Enhancement unter Nutzung von Machine Learning. Mit seiner Expertise wird er die Forschung am Center for Artificial Intelligence and Data Science der JMU an zentraler Stelle verstärken und international vernetzen.“

Dem schließt sich Universitätspräsident Paul Pauli an: „Dieser zweite Erfolg der JMU innerhalb weniger Jahre in dem Wettbewerb um eine Humboldt-Professur zeigt, dass die Uni Würzburg international einen sehr guten Ruf hat. Mit ihren Schwerpunkten und ihren Angeboten ist sie in der Lage, Spitzenforscherinnen und -forschern ein attraktives Umfeld für deren Arbeit zu bieten. Mit Dr. Timofte kann sie jetzt das bereits vorhandene Know-how auf einem so zukunftsträchtigen Forschungsgebiet wie der Künstlichen Intelligenz und dem Machine Learning bedeutend erweitern.“

Zur Person

Dr. Radu Timofte begann seine akademische Laufbahn in seinem Heimatland Rumänien. Nach Stationen in Finnland und der Tschechischen Republik promovierte er 2013 an der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien, bevor er als Postdoc an die ETH Zürich, Schweiz, wechselte. Aktuell ist er dort als Dozent und Gruppenleiter tätig sowie an der Technical University of Iasi, Rumänien, als Dozent.

Timoftes Forschung wurde mehrfach ausgezeichnet. 2012 erhielt er einen Best Scientific Paper Award der International Conference on Pattern Recognition und gewann zudem gemeinsam mit seinem Team bei verschiedenen Wettbewerben, so zum Beispiel die AIM Real World Super-Resolution Challenge bei der internationalen Fachkonferenz ICCV 2019.

Zweite Humboldtprofessur innerhalb von zwei Jahren

Zuletzt war die JMU 2019 im Wettbewerb um die Humboldt-Professuren erfolgreich. Sie hatte damals Stefanie Petermichl nominiert, eine der weltweit führenden Forscherinnen auf dem Gebiet der harmonischen Analysis. Petermichl baut seitdem ein interdisziplinäres Forschungszentrum für Mathematik an der Universität auf. Der dafür notwendige Neubau konnte vor Kurzem Richtfest feiern.

Weblink

Weitere Informationen, Ansprechpersonen, Bilder und Video-Porträts der aktuellen Preisträger gibt es unter www.humboldt-professur.de

Von Gunnar Bartsch