400 Jahre Mathematik in Würzburg
08.06.2010Sie haben sich früh mit der Kreiszahl Pi beschäftigt, Rechenmaschinen erfunden und die Quadratur des Kreises erforscht: Würzburger Mathematiker haben bis heute Spuren hinterlassen. Ihre Geschichte und die Entwicklung der Mathematik an der Uni stehen im Mittelpunkt eines neuen Buches.
Die beiden würdigen Herren, die auf dem Titelbild so angestrengt nachdenken, sind die Würzburger Mathematiker Friedrich Prym (1841–1915) und sein ehemaliger Schüler Georg Rost (1870–1958). Gerade sind sie dabei, das Buch über die von Prym entdeckten und später nach ihm benannten Funktionen zu vollenden – und damit den Ruhm der Würzburger Mathematik zu mehren.
Beide haben aber auch Bedeutendes für die Stadt Würzburg geleistet. Friedrich Prym wurde wegen seiner großzügigen Stiftungen zum Ehrenbürger von Würzburg ernannt; noch heute trägt eine Straße seinen Namen. Georg Rost setzte sich als langjähriger Direktor des Verwaltungsausschusses für den Bau der Universitätskliniken ein und wurde zum Ehrensenator der Universität sowie zum Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät ernannt.
Das Buch und sein Autor
Prym, Rost und viele andere Mathematiker, die in Würzburg lehrten und forschten, stehen im Mittelpunkt des soeben erschienen en Buches „Würzburger Mathematiker“. Es gibt einen Überblick über die Entwicklung der Mathematik an der Julius-Maximilians-Universität. Im Vordergrund stehen dabei die Mathematiker, die durch ihre Veröffentlichungen bis heute Spuren hinterlassen haben. Sein Autor ist Hans-Joachim Vollrath, emeritierter Professor für Didaktik der Mathematik an der Universität Würzburg, der sich seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte der Würzburger Mathematiker befasst.
Mathematiker im 16./17. Jahrhundert
Diese Geschichte beginnt mit Adriaan van Roomen (1561–1615), der die Kreiszahl Pi auf 16 Stellen genau berechnete und noch heute mit einer Gedenktafel unter dem Namen Adrianus Romanus im Stift Neumünster geehrt wird.
Später folgten so bedeutende Gelehrte wie Athanasius Kircher (1602–1680) und Kaspar Schott (1608–166), die mit ihren umfangreichen Lehrbüchern und ihren Erfindungen bekannt wurden. Das Schottsche Rechenkästchen wird in der Geschichte der Rechenmaschinen als ein wichtiger Schritt gewürdigt.
Wichtige Forschung im 19./20. Jahrhundert
Auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte Würzburg mit Eduard Selling (1834–1920) wieder einen Erfinder von Rechenmaschinen aufzuweisen. Mit Emil Hilb (1882–1929) wirkte erstmals ein jüdischer Professor an der Universität Würzburg, der in der Funktionentheorie bedeutende Forschungsbeiträge leistete. Er war ein Schüler von Ferdinand Lindemann, dem der Beweis gelang, dass die „Quadratur des Kreises“ nicht möglich ist. Lindemann hatte sich in Würzburg habilitiert. Mit Otto Volk (1892–1989) wurde wieder ein Schüler von Lindemann berufen, der besondere historische Interessen hatte. Otto Volk machte sich durch eine bedeutende Stiftung um die Entwicklung der Mathematik in Würzburg verdient.
Bedeutende Mathematiker nach dem Zweiten Weltkrieg
Hans-Joachim Vollrath behandelt die Geschichte der Würzburger Mathematiker bis zur Generation der Mathematiker, die den schwierigen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg leisteten. Hier werden besonders Hermann Schmidt (1902–1993) und Helmut Grunsky (1904–1986) gewürdigt. Mit dem Entdecker der Grunskyschen Ungleichungen hatte Würzburg wieder einen international bekannten Mathematiker.
Das Buch: Lebensläufe und historische Entwicklung
Vollraths Buch stellt die Personen in den Mittelpunkt. Ihre Lebensläufe und Werke werden aus der Situation in Würzburg, aber auch jeweils aus dem Blickwinkel der historischen Entwicklung der Universitäten und der Mathematik dargestellt. Die zahlreichen Abbildungen vermitteln einen lebendigen Eindruck dieses Ausschnitts aus der Geschichte der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Indem er deren Beiträge historisch einordnet, gibt Vollrath zugleich einen Überblick über die Entwicklung der Mathematik in den vergangenen rund 400 Jahren. Dabei ist das Buch immer auch für Laien gut lesbar.
Hans-Joachim Vollrath: „Würzburger Mathematiker. Aus der Geschichte der Julius-Maximilians-Universität“. 128 Seiten, Hardcover, zahlreiche Abbildungen, Format 15,5 x 23,5 cm. ISBN 978-3-8260-4314-7, Verlag Königshausen & Neumann – Würzburg. 19,80 Euro.
Quelle: Uni Intern, Ausgabe 22 vom 8. Juni 2010